Wie kam es eigentlich dazu? Schließlich waren
im 2. Weltkrieg keine Luftwaffe in Hemsdorf
stationiert. Sicherlich war Hermann Euscher wo
anders stationiert und irgendwo an der Front im
Einsatz. Aber er muss wahrscheinlich
ungebunden gewesen sein. Denn in der
Heimat wurden Adressen von unverheirateten
Soldaten verteilt, um „Brieffreundschaften“
entstehen zu lassen.
Organisiert wurde dieser Tausch durch die
Jugendorganisation im Nationalsozialismus
„Bund Deutscher Mädel“ (BDM). Hier
mussten damals alle Mädchen im Alter
zwischen 10 und 21 Jahren Mitglied sein.
Bis zum Alter von 14 Jahren waren die
Mädchen im (JM) „Jungmädelbund“
organisiert. So war es auch in Hemsdorf.
,
Durch diese organisierten
Brieffreundschaften sollte
die Moral der
unverheirateten Soldaten
gestärkt werden. Auch an
der Hemsdorfer Schule
wurden Adressen von
Soldaten an die Mädchen
verteilt. Ob auch an andere
unverheiratete Frauen im
Ort ist nicht bekannt. Doch nicht Lisa
Werner (Lisa Euscher), sondern Ilse
Werner (Ilse Meyenberg), was ihre
Cousine ist, hat die ersten Briefe und
Karten geschrieben. Ich war damals,
im Jahre 1940, 10 Jahre“ berichtet Ilse“
als der Briefwechsel begann. „Uns
haben sie doch damals überall
hingescheucht und wir sollten diese
Briefe schreiben.“ Wahrscheinlich bis
zu jenem Fronturlaub im Juni 1941, zu
Pfingsten.
„Hier ist Hermann Euscher zu seiner
Brieffreundin Ilse Werner
gefahren und hat sich dann
in seine Lisa verguckt.
Aber, Hermann Eucher
hatte sich schon einmal vor
Pfingsten zu seiner
Brieffreundin Ilse auf den
Weg gemacht. In seinen
Briefen bekundete er immer
wieder, dass er Ilse auch mal besuchen
möchte. Deshalb machte er sich schon
vor dem besagten Pfingsten von
Hannover auf dem Weg und landete
auf dem Magdeburger Hauptbahnhof.
Hier konnte ihm damals keiner sagen
wo Hemsdorf liegt und wie man dort
hin kommt. In den nächsten Brief
musste Ilse Hermann erst mal
erklären, wo Hemsdorf liegt und dass
er in Richtung Bahnhof Ochtmersleben
fahren und dort aussteigen muss.
Pfingsten 1941 machten sich dann die beiden Mädchen auf dem Weg zum Bahnhof,
trafen dort jedoch keinen Hermann an. Als sie dann wieder zu Hause in Hemsdorf
ankamen, stand Hermann schon vor dem elterlichen Haus und unterhielt sich mit Ilse
ihrem Vater.
Das Wernersche Haus von dem hier die Rede ist, ist heute die Bergstraße 22 und wird
von Margarete Assel bewohnt.
Hermann war damals 20 Jahre, also 10 Jahre älter als Ilse und war Funker bei der
Luftwaffe. Lisa und Hermann heirateten gleich als der Krieg zu ende war.