Der Turm von Hemsdorf,
…das Aus für das Trafohaus
Wir habenden 28.Juni 2017 überschritten. Vor mehr als
einem Jahr wurde die Trafostation im beschaulichen
Hemsdorf abgerissen. Von den Hemsdorfern allgemein
nur der Turm genannt. Vermutlich im Jahr der
Elektrifizierung des Ortes 1911 erbaut, hatte er
stattliche 105 Jahre in seinen Gemäuer.
Wehmütig wird immer noch über
Ihn gesprochen und darüber
diskutiert, warum er nicht erhalten
werden konnte?
Denkt man zurück, kann man sagen, er hat
zwei Weltkriege miterlebt und den Sozialismus
überdauert. Mit der Wende kamen auch für den
Turm nochmals rosige Zeiten. Anfang der 1990
Jahre bekam er ein neues Dach und seine
Gefache wurden mit Rauputz und Farbe
erneuert. Sogar die durchlöcherte Dachrinne
wich einer neuen verzinkten. Schick sah er aus
und mit seine Ziegelmauerwerk ein echter
Hingucker. Erbaut mit solider Handwerkskunst.
Für die Licht und Kraftversorgung war
seinerzeit (1911) die Überlandzentrale
„Börde“ mit Sitz in Magdeburg zuständig.
Ob diese Firma generell in den Dörfern
solche Gebäude als Trafostationen
errichten ließ und auch 1911 schon
zuständig war oder die Kosten für den Bau
der Trafostation beim Dorf lagen, ist mir
nicht bekannt.
Zu DDR Zeiten war es die Firma „
Bördeblitz“ aus Seehausen die für den
„Stromfluss zuständig war. Denn immer
wenn was geklemmt werden musste oder
kein Strom da war, kam die Firma
Bördeblitz. Im Stationsbuch der EVM -
Elektroversorgung Magdeburg- ist das
erste Datum vom 1.7.1998 eingetragen.
Für uns Kinder war der Turm immer wieder
Treffpunkt. Auch er hatte was geheimnisvolles
an, bzw. in sich und es war immer ein leises
brummen im Innern zu hören. Das beste war,
man konnte beim Spielen immer in zwei
Richtungen flüchten oder um den Turm herum
flitzen. An der West- und Nordseite waren zwei
Lüftungsschlitze in Bodennähe. Wir versuchten
schon mal dort einen Blick hineinzuwerfen, was
uns natürlich nicht gelang und unsere
Aktivitäten hielten sich auch in Grenzen. Es gab
interessantere Orte.
Die Vorbereitungen zum Abriss erfolgten eine
Zeitlang ziemlich unspektakulär. Es hatte den
Anschein, als ob mal wieder der Trafo
ausgetauscht werden sollte oder eine andere
Wartung ansteht. Bis dann das Gerücht vom
Abriss die Runde machte. An seiner Stelle
sollte und wurde dann die neue„Standard“
Trafostationen gesetzt. Wobei der Standort der
neuen Trafostation nicht zwingend auf dem
alten Platz sein musste.
Eine Information durch mich
über den Abriss mit der Bitte um
die Verhinderung des Vorhabens
am 03.Juni 2016 an die Untere
Denkmalschutzbehörde des
Bördekreises verhallte leider.
Umso ärgerlicher empfand ich
einen Artikel in der Volksstimme,
nur wenige Tage nach dem
Abriss, als davon die Rede war,
„ortsprägende Bauten„ in den
Dörfern zu erhalten. 105 Jahre
sind auch ortsprägend gewesen.
In der Hemsdorfer Bergstraße waren gerade
die Arbeiten an der neuen Straße fertig
geworden, da rollten die „Bagger wieder an.
Die teilweise noch vorhandenen restlichen
Freileitungen in Hemsdorf sollen jetzt
komplett in die Erde. In diesem
Zusammenhang und zur Stabilisierung der
Stromzufuhr nach und über Hemsdorf
wurden die Oberleitungen auch außerhalb
des Dorfes in die Erde verlegt. Die gut
Nachricht, die Bergstraße wurde nicht
wieder aufgebuddelt. Modernste Technik
macht möglich.
Am 02. Juni 2016, bei
trüben Wetter. Erste
Spuren verheißen
nichts Gutes.
Vom Fischteich aus und
natürlich vom
Scheibenberg aus
gesehen, prägte der
Turm die Ansicht des
Dorfes von Hemsdorf,
aus östlicher Richtung.
Bild links: Die Tanne vor
dem Turm, gepflanzt durch
mich (udo meier) um das
Jahr 2000, sollte sie 2015
mit zwei anderen Tannen
vor dem Speicher gefällt
werden um den Turm nicht
zu gefährden. Jetzt ist sie
das Einzige was erinnert
und wo die obdachlos
gewordenen Spatzen
Zuflucht fanden.
Foto Mai 2011.
Bild unten: Auch die Oberleitung vom
Rodensleber Feldweg (Schlüter‘s
Garten), wurde demontiert und durch
doppelte Führung von Leitungen in der
Erde ersetzt. Bei einer Havarie könnte
das Hemsdorf aus Richtung Wellen, als
auch aus Richtung Groß Rodensleben
versorgt werden.
erstellt am 28.Juni 2017
Er waren umfangreiche Arbeiten nötig um
den geplanten Stromfluss herzustellen.
Leitungen wurden demontiert und Masten
entfernt
Eigentlich müssten die
Daumen nach unten
zeigen, aber das hätte
auch nicht mehr
geholfen. Es sind die
letzten Bilder vor dem
Abriss.
Übrig geblieben ist die Dach-First-Kugel
die Brandschutztafel, das Wartungsbuch,
ein Schreibpult und Schaltpläne
Über 25 Jahre war
der Turm da wenn
ich aufwachte. Je
nach Jahreszeit war
auf dem Dach immer
was los. Die Spatzen
bauten Nester, die
Amsel machte die
Dachrinne sauber
oder gab das
allmorgendliche
Konzert.
Am 28. Juli 2016 begann der Abriss des Trafostation F1501.. in Hemsdorf
Am 06.Juli 2016 wurde die
neue Trafostation gesetzt.
Beneidenswert sind die Orte wo es möglich war, die „Alten Stationen“ zu
erhalten.
So in Ochtmersleben, in
Wellen, in Hohendodeleben, in
Domersleben, in
Eichenbarleben usw.
April 2017
Januar 2017
Hemsdorf mit neuer Ansicht
Das älteste Dokument ist aus dem Jahr 1963
Moderne Technik
erleichtert heute vieles.
1968 und Jahre danach
haben die Monteure noch
die Masten mit
Steigeisen erklimmen
müssen.
Übrigens,
Hemsdorf
hat
damals
mit
einer
Spannung
von
110V
angefangen.
Selbst
nach
dem
Krieg
(2.
Weltkrieg)
war
die
Spannung
in
der
Leitung
nicht
viel
höher.
Es
war
sogar
so,
dass
in
den
Häusern
des
kleinen
Dorfes
unterschiedliche
Spannungen
herrschten.
Von
110,
127
Volt
bis
den
heute
üblichen
220
Volt
war
wohl
alles
vertreten.
Es
kam
sogar
vor,
dass
auf
größeren
Grundstücken
unterschiedliche
Spannungen
in
den
Häusern
anlag.
Bei
uns
war
es
so,
dass
meine
Mutter,
Hildegard
Meier,
Geräte
wie
Herd
oder
Bügeleisen,
die
sicherlich
mit
großer
Anstrengung
nach
dem
Krieg
gekauft
waren
und
mit
220
Volt
betrieben
wurden
nicht
genutzt
werden
konnten,
da
im
Haus,
jetzige
Schrotestraße
19,
nur
110
Volt
vorhanden
waren.
Erst
der
Elekriker
Albert
Selle
aus
Ochtmersleben
machte
sich
dabei
und
verlegte
neue
Leitungen
im
Haus,
und
stellte
das
Hausnetzt
auf
220
Volt
um.
Meine
Mutter
hat
sich
riesig
gefreut.
Viele
erinnern
sich
wohl
noch
an
die
Stromregler
unter
oder
neben
dem
Fernsehgerät
um
die
Spannung
für
das
TV-Bild
konstant
zu
halten,
um
nicht
ein
verzerrte
Bild
bei
Überspannung
oder
schwarze
Ränder
oben
und
unten
auf
der
Bildröhre
bei
Unterspannung
zu
haben.
Aber
vor
allem
um
nicht
das
Fernsehgerät
zu
ruinieren.
Es
war
im
Ort
nämlich
bis
weit
in
den
1960er
so,
dass
unten
am
Turm
(Trafohaus),
eine
viel
höhere
Spannung
eingespeist
wurde
als
230
Volt,
damit
bei
den
Häusern,
die
weiter
vom
Turm
entfernt
lagen,
auch
noch
um
die
220
Volt
ankamen.
Um
diese
Unterschiede
auszugleichen
hatte
man
den
Fersehapparat
an
einen
externen
Stromregler
angeschlossen
und
per
Hand
wurde
dann
optimal nachgeregelt, was einem ständig vom Sessel hoch trieb.
Der
erste
Fernsehapparat
in
Hemsdorf
war
ein
„Rembrand“.
Er
stand
bei
der
Familie
Otto
Memel,
der
auch
die
Hausschlachtungen
in
Hemsdorf
und
Umgebung
zur
Winterzeit
durchführte.
Die
Hemsdorfer
waren
natürlich
neugierig
wie
sowas
funktioniert
und
was
man
alles
sehen
kann.
Und
so
trafen
sich
etliche
Hemsdorfer
bei
Otto
zum
Fernsehgucken.
„Dat
is
ja
gerade
so,
al
wenne
man
durchs
Schlötellock
taukucken
mosst“
-
„Das
ist
ja
gerade
so
als
wenn
man
durchs Schlüsselloch zugucken musst.“
TV
Gerät
„Rembrand“
und
Spannungsregler
wie
wir
ihn
selber im Haus hatten.
Foto: Internet